Was wollen wir Wissen?

Projektarbeiten können in drei Themenfeldern angefertigt werden: Brutbiologie, Habitatanalyse, und Nestprädation. Unten findest du weitere Details mit den Forschungsfragen die uns interessieren - und dich vielleicht auch?


THEMA 1: BRUTBIOLOGIE

Brutvogelkartierungen, Intensive Revierbeobachtungen, Nestsuche

In Kürze  

  • Brutvogelkartierung entlang von Heckenstrukturen und Waldsäumen, jeweils an der Autobahn A6 und an straßenfernen Flächen.
  • Erfassung der Gesangsintensität und -zeitpunkten männlicher Mönchsgrasmücken.
  • Intensive Beobachtung von ausgewählten Revieren um herauszufinden ob und wann sich ein Weibchen mit dem lokalen Männchen verpaart.
  • Mithilfe bei der Suche von Neststandorten. 

Wenns um ökologische Fallen geht stoßen wir mit herkömmlichen Brutvogelerfassungen schnell an unsere Grenzen; denn diese erfassen meistens nur die singenden Männchen. Die ökologische Falle wird somit nur erkannt, wenn die Dichte singender Männchen (und damit die Anzahl der Territorien) unterschiedlich groß ist. Dies muss aber nicht sein. Eine ökologische Falle kann nämlich erst bei der Paarfindung zuschnappen (etwa, weil Weibchen die Standorte nicht mögen) oder während der Brut oder Jungenaufzucht (z.B. durch Störungen oder durch Nesträuber). Daher wollen wir neben der klassischen Brutvogelkartierung intensive Revierbeobachtungen durchführen. Wir wollen wissen, wie viele Territorien tatsächlich aus verpaarten Männchen bestehen und ob diese Paare erfolgreich mit der Brut starten bzw. diese auch abschließen. Hierzu suchen wir Studenten mit Lust an intensiver Feldarbeit und gutem Hörvermögen! 


THEMA 2: HABITATANALYSE (Mönchsgrasmücke)

Vegetationsstrukturerfassung, GIS, Vermessung von Neststandorten

In Kürze

  • Erfassung der Vegetationsstruktur mittels gängiger Methoden.
  • Vermessung von Neststandorten nach Abschluss der Brut.
  • Quantifizierung saisonaler Vegetationsveränderung, insbesondere dem Wachstum der Brennnessel mit Zeitrafferaufnahmen und Felddaten.
  • Computergestützte Analyse der Habitatstrukturen mit Hilfe von Luftbildern und GIS. 

Eine gute Habitatanalyse ist essentiell, um zu verstehen, wie Art-Umweltbeziehungen zu einer möglichen ökologischen Falle führen können. Hierbei gibt es zwei wesentliche Schwerpunkte: Einerseits benötigen wir Felddaten auf verschiedenen Skalenebenen, andererseits interessiert uns ein großräumiger Landschaftskontext bei dem wir rein Digital mit Luftbildern und GIS arbeiten. Hier ist also sowohl was für den botanisch-orientieren Freilandforscher drin, als auch für den Computerfreak. Für das Freiland benötigen wir Vegetationsstukturerfassungen, um Habitatunterschiede zu quantifizieren. Diese können etwa gemeinsam mit Brutvogelerfassungen durchgeführt werden. Zusätzlich dazu interessiert uns die kleinräumige Habitatstruktur direkt an den Nestern. Da wir die Vögel natürlich so wenig wie möglich beim Brüten stören wollen, wird diese Untersuchung erst nach dem Verlassen des Nests ab Ende Juni durchgeführt. Diese Informationen lassen sich dann geschickt mit dem Bruterfolg vergleichen. Ein letzter Aspekt ist die saisonale Veränderung der Vegetation während der Brutsaison. Insbesondere interessieren uns hier das Aufkommen von Brennnesseln, die als wichtige Pflanzenart für das Bruthabitat der Mönchsgrasmücke gilt. Diese lässt sich neben direkten Messungen auch teilautomatisiert mit Hilfe von Zeitraffervideos erfassen.  


THEMA 2: HABITATANALYSE (Haselmaus)

Vegetationsstrukturerfassung, GIS, Konnektivität

In Kürze

  • Erfassung der Vegetationsstruktur (Schichtigkeit, Artenzusammensetzung, Dichte) in besiedelten und unbesiedelten Hecken
  • Gewichtsmessungen
  • Ermittlung von Isolationsindizes auf der Grundlage umliegender Nutzungen in besiedelten und unbesiedelten Hecken

In der Literatur wird immer wieder betont, dass die Haselmaus hohe Ansprüche an die Artenzusammensetzung und die Dichte und Anordnung von tragenden Ästen hat. Daher möchten wir gerne wissen, ob sich die Vegetationsstruktur von straßennnahen und straßenfernen Hecken unterscheidet und eventuelle zu einer besonders hohen Attraktivität von straßennnahen Lebenräumen für die Haselmaus führt. Inwiefern dabei die Nahrungsverfügbarkeit eine Rolle spielt kann dann gleichzeitig noch von einer zweiten Seite aus beleuchtet werden: Durch das Wiegen von Haselmäusen. So kann man beobachten, ob es den Tieren an Straßen im Hinblick auf Nehrung besser oder schlechter geht als in straßenfernen Strukturen und dadurch vielleicht auch einen Vor- oder Nachteil für die Überwinterung haben.

Das erste Untersuchungsjahr hat aber auch gezeigt, dass in vielen straßenfernen Hecken keine Haselmäuse leben. Woran liegt das? Luftbilder zeigen, dass Hecken fernab von Straßen oft sehr isoliert in einer Agrarlandschaft liegen. Daher möchten wir gerne wissen, welche Rolle die Nutzung und Habitateignung um potenzielle Haselmauslebensräume spielt. Ist eine räumliche Nähe zu größerflächigen Gehölzen relevant? Stellen Straßenseitenräumen vielleicht bedeutsame Korridore in ausgeräumten Landschaften dar? Bei diesem Themenkomplex solltet Ihr ein großes Interesse an der GIS Arbeit haben, da diese neben den Geländeaufnahmen einen wichtigen Aspekt darstellen wird. Wenn Ihr das mitbringt und Euch generell Methoden zur Erfassung und Bewertung von Gehölzen interessieren, seid Ihr bei diesem Thema goldrichtig!

 


THEMA 3: NESTPRÄDATION

Nestsuche, Nestkameramonitoring

In Kürze

  • Systematische Nestsuche in bekannten Vorkommen (s. Thema 1).
  • Etablierung eines Nestkameramonitorings. 
  • Analyse der Bilddaten aus dem Monitoring zur Ermittlung von Nesträubern und der Aktivität des Brutpaares. 

Neben der Sterblichkeit erwachsender Vögel stellt Nestprädation einen wesentlichen Faktor bei einer ökologischen Falle dar. Aus diesem Grund wollen wir jedes Jahr bis zu 50 Nester mit Kamerafallen ausstatten, um die möglichen Nesträuber zu identifizieren. Hierzu müssen natürlich erst mal Nester gefunden werden - eine Aufgabe die manchmal der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen nahe kommt, jedoch ebenso viele Überraschungen parat hält. Hierbei ist Teamwork gefragt, da sich idealerweise mehrere Personen bei der Nestsuche unterstützen. Ist das Nest gefunden und die Kamera installiert, werden dann über einen Zeitraum von mehreren Wochen automatisch alle Bewegungen am Nest fotografisch festgehalten. Hierdurch können gut und gerne mehrere tausend Bilder an einem einzigen Nest entstehen. Mittels Infrarotblitz ist es sogar möglich Nachtaufnahmen zu erhalten. Konkret suchen wir ausdauernde Studis mit viel Spaß an der Feldarbeit im Team. Zusätzlich bieten sich hier auch wieder für Computerfreaks die Gelegenheit sich an den Gigabyte-großen Bilddatenbanken auszutoben um aus den Aufnahmen wichtige Erkenntnisse herauszukitzeln. Neben der Identifikation der Täter ist auch das Aktivitätsmuster der brütenden Altvögel interessant zu untersuchen. Außerdem lässt sich im Falle eines Brutabbruchs der genaue Zeitpunkt ermitteln - auch wenn vielleicht gar kein Räuber schuld war, sondern beispielsweise einer oder beide Altvögel sterben.


THEMA 4: Populationsökologie

Niströhrenmonitoring & Genetische Analysen

In Kürze

  • Niströhrenmonitoring in straßennahen Habitaten und straßenfernen Referenzflächen
  • Prüfen auf Besatz der Niströhren durch Haselmäuse und andere Kleinsäuger
  • Genetische Beprobung und anschließende Analyse

Die Ermittlung der Populationsdichten erfolgt bei der Haselmaus durch das regelmäßige Installieren von Haselmauskästen oder – röhren. Bei mehrmaligen Kontrollen während der Vegetationsperiode werden dann Haselmausnester oder anwesende Haselmäuse erfasst (Niströhrenmonitoring). Wir wollen wissen, ob straßennahe Lebensräume aufgrund der Beeinträchtigungen durch den Verkehr kleinere Populationen beherbergen als straßenferne Populationen. Daher wollen wir ein dichtes Netz von Niströhren sowohl in straßennahen und als auch straßenfernen Habitaten installieren und entsprechende Populationsdaten vergleichen. Selbst wenn sich die Populationsdichten jedoch nicht unterscheiden, kann es jedoch sein, dass die straßennahen Flächen eine ökologische Falle darstellen. Zur Klärung dieser Frage bieten genetische Methoden ideale Werkzeuge. Aufgrund der Struktur und Diversität des Genoms beprobter Tiere kann man feststellen, inwiefern die Population von einer stetigen Zuwanderungen neuer Tiere abhängt. In diesem Fall hätte man eine klassische Senken-Population, die keinen Beitrag für den langfristigen Erhalt der Art spielen kann. Im Extremfall könnte eine starke Senke sogar zur Ausdünnung der Quellenpopulation führen und diese Beeinträchtigen. Daher nutzen wir die Niströhrenkontrollen, vorgefundenen Tieren Haare zu entnehmen, die dann genetische analysiert werden. Dazu suchen wir Interessierte, die viel Spaß an Geldarbeiten haben und auch den direkten Kontakt mit Haselmäusen schätzen!


THEMA 5: Bewegungsökologie

Markierung & Telemetrie

In Kürze

  • Markierung von Haselmäusen und Wiederfangerfassungen
  • Telemetrierung
  • Genetische Beprobung und anschließende Analyse

Die Haselmaus ist ein Tier, dem man eine sehr geringe Mobilität zuspricht. Auf der anderen Seite wurden aber auch schon Haselmauspopulationen in den Mittelstreifen von Autobahnen beobachtet. Wir wollen wissen, ob Haselmäuse regelmäßig die Autobahn queren und dabei einem potenziellen Tötungsrisiko ausgesetzt sind. Dazu markieren wir Tiere im Rahmen des Niströhrenmonitorings mit Aluminiumringen und notieren Wiederfänge. Ergänzend möchten wir auch einige Tiere besendern und eine Telemetrierung durchführen. Damit können wir auch untersuchen, ob Haselmäuse in Straßenseitenräume auch andere benachbarte, aber weniger gestörte Habitate nutzen – oder ob einseitige Wanderungen von Quellenhabitaten in Senkenhabitate geschehen. Da wir dazu so viel Informationen wie möglich brauchen, suchen wir Studenten, die bei der Markierung der Haselmäuse mitmachen wollen um dann die erzielten Datenberge statistisch auszuwerten. Dazu solltet Ihr nicht nur Freude am Kontakt mit Kleinsäugern haben, sondern auch ein Mindestmaß an technischem Interesse und Datenauswertung mitbringen.