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Was ist eine Ökologische Falle?


Jedes Lebewesen braucht ein Habitat in dem es leben und sich fortpflanzen kann. Dabei ist nicht jedes Habitat auch gleich gut. Genauso, wie es bei uns bessere und schlechtere Wohngegenden gibt, in denen man leben möchte, gibt es auch bessere oder schlechtere Habitate. 

Von einer ökologischen Falle spricht man dann, wenn ein Habitat scheinbar gut aussieht, es aber nicht ist. Es kann zum Beispiel sein, dass es hier das Risiko zu sterben deutlich größer ist, oder, dass der Erfolg Nachwuchs groß zu ziehen wesentlich geringer ist, als sich durch die bloße Habitatqualität erkennen ließe. Es ist also eine vermeintlich gute Wohngegend, die aber in der Realität gar nicht gut ist.

Der Natur- und Artenschutz will solche ökologische Fallen vermeiden, da sie sich negativ auf bedrohte Arten auswirken. Hierdurch werden nämlich Individuen aus umliegenden Habitaten angelockt, wodurch sich das lokale Vorkommen insgesamt verschlechtert. Das ist vor allem dann ein Problem, wenn es zu diesem Umstand durch Menschenhand kommt. So kann es sogar im Zuge einer Renaturierung passieren, dass eine ökologische Falle entsteht, die eigentlich den Lebensraum aufwerten wollte. Somit könnten selbst Schutzmaßnahmen letztlich mehr Schaden anrichten als Nutzen bewirken. Bemerkt wird das oftmals jedoch nicht. 

Daher ist es wichtig, ökologische Fallen zu identifizieren und zu verstehen, was genau diese Lebensräume zu Fallen macht. Diese Erkenntnis schafft die Grundlage für gezielte Gegenmaßnahmen, um den Lebensraum wieder aufzuwerten. Hierdurch soll erreicht werden, dass lokale Populationen von planungsrelevanten Tierarten nicht durch falsches Handeln zusätzlich zu den vielen anderen Bedrohungen weiter in Bedrängnis geraten. Unser Ziel ist es diese ökologischen Fallen zu entdecken und zu verstehen. Hierzu konzentrieren wir uns im wesentlichen auf zwei Wirbeltierarten - die Mönchsgrasmücke und die Haselmaus.

Wieso ausgerechnet die Mönchsgrasmücke?


Singvögel stellen geeignete Modellorganismen dar, um mehr über ökologische Fallen zu lernen. Jedes Jahr sterben in Deutschland rund 9,4 Millionen Vögel im Straßenverkehr. Diese Zahl alleine zeigt bereits die Dimension, um die es sich hier handelt. Gleichzeitig nutzen viele Vogelarten die Straßenränder als Lebensraum. Gerade viele Heckenbrüter, wie Grasmücken oder Drosseln finden entlang von Straßenböschungen oftmals ideale Bruthabitate. Die genauen Zusammenhänge zwischen den hohen Verkehrsopferzahlen und lokaler Brutvorkommen sind jedoch weiterhin unbekannt oder auf einzelne Fallstudien beschränkt.

Wir haben uns für die Mönchsgrasmücke entschieden, da sie ein typischer Brutvogel von Heckenstrukturen ist, sich leicht am Gesang erfassen lässt, und grundsätzlich häufig vorkommt. Daher kann sie als Modellart fungieren, um die gewonnenen Erkenntnisse ggf. auch auf andere Heckenbrüter anzuwenden. Wie viele Grasmückenarten versteckt sich die Mönchsgrasmücke bevorzugt im Gestrüpp und ist daher meist zuerst zu hören als zu sehen. Männchen unterscheiden sich von den Weibchen durch ihre schwarze Kappe, bei ansonsten recht einheitlich grauem Gefieder. Die Weibchen haben dagegen eine braune Kappe (aber sonst auch grau gefiedert), wodurch sie sich klar von den Männchen unterscheiden. Ihre Nester finden sich meist nah am Vegetationsrand in 50 bis 100 cm Höhe. Die Nester sind mit vertrockneten Grashalmen und kleinen Zweigen gebaut und ähneln jenen anderer Grasmücken (wie z.B Klapper- oder Gartengrasmücke). Die Suche der Nester erfolgt mit Beginn der Brutzeit ab Mitte April und geht bis etwa Mitte Juni, wo ein Großteil der Bruten startet. April wäre somit auch der Beginn der Feldarbeit, solltet ihr Lust haben bei uns mitzumachen. Was uns im Detail interessiert seht ihr unten und auf der nächsten Seite.

 

 

Und weshalb die Haselmaus?


Die Haselmaus wurde aus der Gruppe der Kleinsäuger ausgewählt, weil sie im Anhang IV der FFH-Richtlinie aufgeführt und dadurch von hoher Planungsrelevanz ist. Das heißt, das zum Schutz der Art bei der Planung und Pflege von Straßennebenflächen ein hoher Aufwand betrieben wird, obwohl man nicht genau weiß, wie gut es den Haselmäusen dort tatsächlich geht. Außerdem gibt es schon Untersuchungen, die zeigen, dass für die Haselmaus eine grundsätzliche Lockwirkung von Straßen besteht. Da also die Haselmaus eine hohe Planungsrelevanz besitzt und zudem in Straßenseitenräume häufig zu finden ist, ist sie der ideale Modellorganismus, um eine potentielle indirekte Fallenwirkung näher zu beleuchten.

Die Haselmaus gilt als Charakterart artenreicher und lichter Wälder mit ausgeprägter Strauchschicht, ist aber auch an Waldrändern und in Heckenzügen häufig anzutreffen. Wichtig ist die Verfügbarkeit von Nahrungsgehölzen, insbesondere von energiereichen Früchten im Herbst, damit die Tiere sich den notwendigen Winterspeck anfressen können.

Zur Überwinterung baut die Haselmaus ein Nest am Boden in der Laubstreu, in Erdhöhlen oder zwischen Baumwurzeln. Im März werden die Tiere wieder aktiv und beginnen, sich kugelige Nester aus Gras und Blättern zu bauen, die sie an Ästen von Sträuchern oder Nestern in über 0,5 m Höhe befestigt. März wäre somit auch der Beginn der Feldarbeit, solltet ihr Lust haben, bei uns mitzumachen. Was uns im Detail interessiert seht ihr unten und auf der nächsten Seite.

 

FORschungsfragen Im Überblick


  • Unterscheidet sich die Brutdichte?
  • Wann werden Reviere besetzt?
  • Wie verhalten sich die Weibchen?
  • Unterscheidet sich die Populationsdichte?
  • Wie groß ist die durchschnittliche Lebensdauer?
  • Wie sieht die genetische Diversität aus?

Mönchsgrasmücke

  • Wo singen die Männchen?
  • Wo befinden sich die Nester?
  • Wie wichtig sind bestimmte Pflanzenarten für die Ansiedlung?

 

Haselmaus

  • Wie gut ist die Nahrungsverfügbarkeit?
  • Welche Vegetationsstrukturen werden bevorzugt?
  • Welche Rolle spielt Isolation?

 

 

  • Wie hoch ist der Bruterfolg?
  • Wer räubert die Nester aus?

 

 

 

 

  • Wie weit wandern die Tiere?
  • Welche Rolle spielen Zu- und Abwanderungen?
  • Wohin wandern Tiere?

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Das Forschungsprojekt ist Teil des F&E-Vorhabens „Minderung der indirekten Fallenwirkung für Tiere in Straßenseitenräumen“ (FE 02.0372/2014/LRB). Es startete 2017 und wird noch bis einschließlich 2019 laufen.